14. Dez 2015
Rückgang der Klageeingangszahlen – erste Analysen und neue Forschungsansätze auf einer Konferenz an der Universität Halle
In allen Gerichtsbarkeiten ist in den letzten ca. zehn Jahren ein deutlicher Rückgang der Klageeingangszahlen feststellbar. Die Rückgänge betragen dabei bis zu 40 %. Eine fundierte Analyse und mögliche Erklärungsansätze bot am 8. Dezember 2015 eine Tagung an der Universität Halle. Wissenschaftler, Rechtsanwälte, Wirtschaftsvertreter, Richter und Schlichter schilderten und diskutierten ihre Erfahrungen und Beobachtungen aus allen Rechtsbereichen und allen Fachgerichtsbarkeiten.
Neben der – zumindest so wahrgenommenen – Länge, Kompliziertheit und den Kosten eines Prozesses konnten vor allem demographische und konjunkturelle Einflüsse aber auch eine verstärkte Prävention von Konflikten durch professionalisierte Beratung und größere Kundennähe von Unternehmen sowie die Verlagerung von Konflikten in die außergerichtliche Streitbeilegung und die Kundenbetreuung als beteiligte Faktoren herausgearbeitet werden.
Die Alternative Streitbeilegung in Form von Schlichtung und Mediation allein umfasst jedenfalls zahlenmäßig nicht genügend Fälle, um den Rückgang zu erklären. Einen monokausalen und für alle Rechtsbereiche einheitlichen Erklärungsansatz konnten die Experten ohnehin nicht festmachen. So wirken konjunkturelle Einflüsse in der Arbeitsgerichtsbarkeit anders als in der Zivilgerichtsbarkeit. Es fehlt zudem an empirischer Forschung etwa zu den konkreten Streitgegenständen, bei denen ein Rückgang zu vermerken ist. Hier ist die Rechtstatsachenforschung, insbesondere eine gezielte Aktenanalyse, gefordert. Ein Tagungsband erscheint im Frühjahr 2016.
Symposium 08.12.2015 (Einladung, Programm)